Ludwig Meinardus, Luther in Worms

Das große Oratorium »Luther in Worms« aus dem Jahre 1872, welches unverdient in der Musikgeschichte wenig Spuren hinterlassen hat, schildert die dramatische Verteidigungsrede Luthers vor dem Kaiser und dem Reichstag in Worms. Dabei formte der Komponist Ludwig Meinardus (1827–1896) den Streit um die wahre Auffassung des christlichen Glaubens zu einem hochdramatischen musikalischen Werk. Vertont ist hier auch Luthers berühmtes (wenngleich nicht historisches) Schlusswort »Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen!« Ebenso zieht sich sein Choral »Eine feste Burg ist unser Gott« wie ein Leitmotiv durch diese spannende Wiederentdeckung. Mit seiner Komposition lässt Ludwig Meinardus sein Publikum eintauchen in einen zentralen und bedeutenden Lebensabschnitt des großen Reformators sowie einen bedeutsamen Wendepunkt nicht nur der Kirchengeschichte, sondern auch der Deutschen Geschichte.

So greift das Konzert am Tag der Deutschen Einheit diese Thematik passend zum Reformationsjubiläumsjahr auf.

 

Ludwig Siegfried Meinardus
* 17. September 1827 in Hooksiel bei Jever (Ostfriesland)
† 10. Juli 1896 in Bielefeld

Deutscher Komponist und Musikschriftsteller, wuchs in Jever auf. In seinen ersten Kompositionsversuchen wurde er von Robert Schumann bestärkt, der ihn ermutigte, sich am neu gegründeten Leipziger Konservatorium einzuschreiben. Bereits 1847 aber verließ Meinardus das Konservatorium ohne Abschluss. Nach einer längeren Zeit als Privatlehrer und mit freier Komponistentätigkeit u.a. in Berlin folgte schließlich 1853 die Übersiedlung nach Glogau in Schlesien als Musikdirektor der dortigen Singakademie.

In Weimar machte Meinardus die Bekanntschaft Franz Liszts, der ihm fortan freundschaftlich verbunden blieb und sich u. a. für die Aufführung des Oratoriums Luther in Worms (1874) einsetzte.

1865 siedelte Meinardus nach Dresden über, wo er als Privatdozent tätig war. 1874 erfolgte der Wechsel als Musikkorrespondent nach Hamburg. Seit dieser Zeit verstärkte Meinardus seine musikschriftstellerische Tätigkeit, als deren Höhepunkt die populäre Mozart-Biografie von 1883 gelten kann. Im Lutherjahr 1883 wiederum gelangte das Oratorium Luther in Worms zu internationaler Bekanntheit, wodurch die bleibende Bedeutung von Meinardus’ Werk begründet wurde.

Seine letzten Lebensjahre verbrachte Meinardus als Chordirektor der Von Bodelschwinghschen Anstalten in Bielefeld.

 

Literatur

Dieter Nolden: Ludwig Meinardus (1827–1896) – Komponist, Musikschriftsteller, Chorleiter. Bielefeld: Bethel-Verlag 2007 (2/2016).

Eine umfangreiche Monographie über Ludwig Meinardus hat Dieter Nolden aus Bielefeld im Jahr 2007 (2., erweiterte Auflage 2016) verfasst. Erhältlich ist die Schrift direkt vom Autoren (E-Mail: nolden.dieter@arcor.de) oder über amazon.de: