Presseresonanz
zu: G. F. Handel, Messiah
3./4. Januar 2004
Kölner Stadt-Anzeiger, 6.1.2004
»Der Chor verdient einen Platz in der Spitze der Kölner Barockszene«
Kölnische Rundschau, 6.1.2004
»...eine in vielen Punkten begeisternde Messias-Interpretation.«
Die vollständigen Texte s. u.
Frohe Botschaft gleich zweimal verkündet
Der Kammerchor Collegium Cantorum Köln sang Händels »Messias« sowohl in St. Andreas am Dom als auch in der Longericher Pfarrkirche St. Bernhard.
VON MARIANNE KIERSPEL
Innenstadt/Longerich - Was in Köln drei Mal passiert, ist »Tradition«. Im dritten Jahr präsentierte jetzt Thomas Gebhardt mit seinem fabelhaften Kammerchor Collegium Cantorum Köln ein Konzert doppelt: in St. Andreas am Dom und in St. Bernhard, Longerich, wo Gebhardt seit 1999 als Kirchenmusiker wirkt. Nun bot er Händels Oratorium »Messias« für vier Solosänger, Chor und Orchester. Und ein Dominikanerpater begrüßte diese »Tradition«. Er verlas in St. Andreas auch ein Gedicht, das ein Händel-Fan 1744 verfasst hat und das belegt, dass der »Messias« wohl erstmals in Cork/Irland in einer Kirche statt im Theater aufgeführt worden ist. Welche Fassung aber die Iren damals hörten, kann man nur vermuten. Händel nämlich hat zwar das große Werk rasend schnell komponiert, in nur drei Wochen. Er hat es dann aber immer neu den Räumen und Musikern angepasst. So zählt man heute zehn Fassungen. Die jetzt angekündigte »Version Cork 1744« enthielt einige umbesetzte Arien und ein Duett mit Chor, das man selten hört. Bedeutsam war aber der Hinweis auf Kölns Partnerstadt Cork; sie ist Chorfreunden ein Begriff und wird 2005 Kulturhauptstadt Europas.
Der Chor verdient einen Platz in der Spitze der Kölner Barockszene
Das Doppelkonzert wurde gefördert vom Land Nordrhein-Westfalen, der Kölner Initiative Kultur-Hauptstadt 2010, der SK Stiftung Kultur und privaten Vereinen. So konnten gute Mitstreiter engagiert werden. Wunderbar frisch kündigte der junge irische Tenor Robin Tritschler die frohe Botschaft vom Messias an, und der sonore Bass Christoph Scheeben vertrieb die »Schatten des Todes«. Mit empfindsamen Nuancen bezauberte die Sopranistin Cornelia Samuelis, während der Altist Patrick Van Goethem eher objektiv die Autorität des Bibeltextes vertrat.
Ein lebhafter Partner war das Orchester »Metamorphosis« um die Konzertmeisterin Paula Kibildis. Die alten Instrumente klangen warm, übertönten nirgends die Solisten und standen in gutem Klangverhältnis zu den nur 31 Chorsängem. Diese überzeugten mit klarer Zeichnung, Textverständlichkeit und flexiblem, federndem Musizieren. Damit verdient der Chor Collegium Cantorum Köln, den Thomas Gebhardt seit 1992 leitet, einen Platz in der Spitze der Kölner Barockszene. Ein so schönes Konzert muss man tatsächlich zweimal vorstellen. Das große Publikum in St. Andreas wird sich das ebenso wünschen wie die musikliebende katholische Gemeinde in Longerich. Eine Fortsetzung dieser Kölner »Tradition« ist übrigens schon angekündigt.
Kölner Stadt-Anzeiger, 6. Januar 2004
Stiller Raum für die neuen Einsätze
Das Collegium Cantorum Köln begeisterte in St. Andreas mit Händels »Messias«
von OLAF WEIDEN
Eine Flut von Aufführungen des Händel-Oratoriums »Der Messias« ergießt sich zur Jahreswende regelmäßig über die Freunde des Chorgesanges. Dabei macht sich positiv bemerkbar, dass zahlreiche Überarbeitungen dieses Händel-Hits existieren.
Der Kölner Kantor Thomas Gebhardt bevorzugte für seine Interpretation der Mozartschen Variante [sic!] in St. Andreas eine ganz spartanische Besetzung des Orchesters, wie sie vielleicht am 6. Dezember 1744 in Kölns heutiger Partnerstadt Cork erklungen sein könnte. Zum dritten Mal gastierte Gebhardt bei den Dominikanern mit seinem »Collegium Cantorum Köln«, assistiert vom Instrumentalensemble »Metamorphosis« und einem internationalen Solistenquartett.
Für die Kirche waren zehn Streicher; eine Continuogruppe mit Orgel und Cembalo, zwei Oboen und zur pompösen Klangsteigerung zart dosierte Naturtontrompeten und Pauken völlig ausreichend. Gebhardt hatte seinen Chor angewiesen, in einem lockeren Mezzoforte die meisten virtuosen Passagen zu meistern, denn der Chor hatte dank strammer Tempi anspruchsvollste Koloraturen zu durcheilen.
Waren die markanten Themenköpfe und brisanten Einsätze gelungen, so zogen sich besonders die Männerstimmen souverän in ein Piano zurück – das schafft klanglich Raum für die neuen Einsätze, darf allerdings nicht zu drastisch praktiziert werden. Der Chor war sehr gut disponiert, entwickelte warmen Schönklang und kam nie in Stress. Das Orchester agierte aufmerksam, übernahm Verantwortung, reagierte gut auf die verschiedenen Tempovorstellungen des Dirigenten und intonierte sauber, eine besondere Herausforderung eines Ensembles der Alten Musik.
Im Solistenteam legte Tenor Robin Tritschler zu Beginn die Messlatte uneinholbar hoch an. Tritschler sang atemberaubend sicher und natürlich, er ist mit einer delikaten Aussprache und einer wunderbaren flexiblen Tenorstimme gesegnet. Auch der belgische Altist Patrick van Goethem verfügte über nette Ideen, war aber stimmlich sehr leicht. Solide und mit schönen Momenten interpretierten Cornelia Samuelis und der Kölner Bassist Christoph Scheeben ihre ebenfalls virtuosen Partien. So schenkte Thomas Gebhardt im sehr gut besuchten Konzert den Musikfreunden eine in vielen Punkten begeisternde Messias-Interpretation.
Kölnische Rundschau, 6. Januar 2004